Der Feind in meiner Küche – Meine Frau lebt plötzlich vegan

Hilfe, meine Frau will mich zum Veganer machen!
Vegan zu leben ist für Gabriela eine Lebenseinstellung. Ihr Mann hingegen liebt Fleisch. Am liebsten würden sie ihm den Fleischkonsum verbieten, allerdings hat Arne damit ein Problem. Unsere Autorin berichtet von einem Paar, dass sich durch den Streit über Fleisch entzweit

Nur mit veganer Ernährung kann man ein guter Mensch sein (sagt sie)

Gabriela sieht das alles ganz anders. Aus ihrer Perspektive verrät sie ihre Ideale nicht, sie reagiert bloß auf schreckliche Dinge. Und diese ethisch notwendige Reaktion fordert ihren Preis, nämlich den der Intoleranz. Es gibt für sie nur zwei Lager, die Bösen und die Guten. Sie gehört zu den Guten, Arne nicht. Nicht mehr. Sie will ihn bekehren, er ist der Mann, den sie liebt, sie möchte ihn aus seiner Lebenslüge herausreißen, sie tut es, um ihm zu helfen, um ihn auf den moralisch einwandfreien Weg zu bringen. Damit käme das Glück zurück ins Haus, das ist ihre Überzeugung. Und mit diesen Worten konfrontiert sie Arne, sie schont ihn nicht, sie belehrt ihn, dass er quasi eine verlorene Seele sei und sie die Retterin.

Arne schlägt die Hände vors Gesicht und sagt: „Mittlerweile geht es nicht mehr um Hafermilch oder Kuhmilch. Es geht ums Eingemachte. Ich lasse mich nicht von Gabriela wie ein armer Irrer behandeln. Sie muss die Kirche im Dorf lassen, sonst sehe ich schwarz. Wir müssen in unserer Beziehung das hinkriegen, was meines Erachtens auch in einer demokratischen Gesellschaft hingekriegt werden muss. Jeder Mensch muss seine freie Meinung haben dürfen, seinen eigenen Geschmack. Wenn ein Teil der Gesellschaft bestimmt, was die richtige Meinung ist, leben wir in einer Diktatur. Ich lasse mir doch nicht meinen Geschmack diktieren!

“Meine vegane Frau wird mir immer unsympathischer”

Wenn ich jeden Abend Berge von Fleisch aus zweifelhafter Herkunft in mich schlingen würde, dann könnte ich Gabriela durchaus verstehen. Aber so ist es nicht. Ich esse auch bewusst, aber eben anders als sie. Ihre Aggressionen gegen mich sind unerträglich, ich finde meine eigene Frau inzwischen oft unsympathisch, wie sie sich ereifert und mich runtermacht. Sie tut das übrigens auch, wenn wir Gäste haben, sie blamiert mich und sie sprengt damit unser Leben. Ich habe an mir selbst festgestellt, dass ich Gabriela gegenüber ebenfalls Aggressionen empfinde, total genervt bin von ihr, sie nicht mehr anziehend finde und froh über jede Mahlzeit bin, die ich allein einnehmen kann.

Mir ist klar, dass Paare nicht davor gefeit sind, dass ihre Beziehung in eine kritische Phase kommt. Ich weiß auch um die mannigfaltigen Möglichkeiten, wie man sich psychologisch begleiten und aus der Krise führen lassen kann. Paartherapeuten können einen guten Job machen, wenn sie ihr Handwerk verstehen. Therapie täte hier vielleicht Not, irgendetwas ist mit Gabriela, irgendetwas wütet in ihr. Es kann doch nicht sein, dass Liebende über das Thema „vegan oder nicht vegan“ auseinander gehen. Oder? Aber die Wahrheit ist: Wir sind getrennt von Bett und Tisch, Gabriela und ich. Offiziell sind wir ein Paar, und ich will, dass es so bleibt. Aber wie? Gabriela weigert sich, mit mir eine Paartherapie anzufangen. Sie ist stur, wieso soll ich das machen, sagt sie. Ich stehe für eine Existenz ein, die Tiere achtet, und dir ist das Wohl der Tiere gleichgültig. Auf unserem gemeinsamen Weg habe ich dich überholt.“


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