Das kleine Alltagswunder „Dankbarkeit“

Man ließ uns die Wahl, ob wir uns die Listen gegenseitig vorlesen wollten. Während ich schon zu Beginn des Experiments sicher war, dass ich hören wollte, wofür mein Freund mir dankbar ist, war mein Freund sich auch nach Abschluss der zwei Wochen noch nicht ganz sicher. Schließlich entschieden wir uns jedoch beide dafür. Wir setzten uns gegenüber voneinander und jeder las dem anderen die in Notizbüchern festgehaltenen Punkte vor. Es war eine schöne, wenn auch etwas merkwürdige Situation. Mein Freund hatte sich bei vielen Dingen schon gedacht, dass ich ihm dafür sehr oder wenigstens ein bisschen dankbar bin (ein Beispiel, das ich nannte, war das Motivationspaket, welches er mir zu Beginn meiner Bachelorarbeitsphase schenkte). Ich dagegen war teilweise überrascht. Er ist mir sogar dankbar dafür, dass ich ihm ein bestimmtes Restaurant gezeigt habe. Das Experiment hat uns deutlich gemacht, dass man bei Dankbarkeit und Selbstverständlichkeit unterschiedliche Maßstäbe ansetzen kann. Es half uns aber auch sehr dabei, zu erkennen, welche Bemühungen der andere (egal ob nur in der bestimmten Situation oder langanhaltend) wahrnimmt.

Dieser Aspekt des Experiments gab uns den Anstoß für eine zukünftige Veränderung in unserer Beziehung: Nun, da wir wissen, für welche Dinge uns unser Lieblingsmensch dankbar ist, werden wir genau diese Dinge öfter tun. Auch unsere eigene Wahrnehmung hat sich teilweise verändert. Wir nehmen Dinge, die der andere für uns tut, bewusster war. Vielleicht werden wir einander zukünftig nun noch häufiger „Danke“ sagen. Ein Punkt, bei dem wir uns allerdings nicht sicher sind, ist, ob die eigene Dankbarkeit für nervige Angewohnheiten des Partners / der Partnerin entschädigen kann. Hier kommt es sicherlich auf die Gewichtung der kleinen sowie großen Dankbarkeitsgefühle und Macken an. Mein Freund ist mir zwar dankbar, dass ich ihm morgens Kaffee koche, aber sollte er deshalb über meine oft unangemessene Zickerei hinwegsehen? Das Experiment hat auch nicht dazu geführt, dass uns positive Dinge mehr im Kopf bleiben, als negative. Da dies an einer allgemein pessimistischen oder optimistischen Einstellung liegt, können zwei Wochen daran leider nichts ändern.

Abschließend können wir sagen, dass das Experiment sich positiv auf unsere Beziehung ausgewirkt hat. Wir würden jedem “Pärchen”, ganz gleich ob Freundinnen, Liebespaar oder Mutter und Tochter, empfehlen, es auszuprobieren. Denn: Ein „Danke“ kann im Leben und in der Liebe viel bewirken.


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