Achtung! Beziehungs-BurnOut – wenn alles zu viel wird

BurnOut im Job ist ein bekanntes Phänomen. Können Paare ebenso unter einem Beziehungs-BurnOut leiden? Aus der Paarberatung-Praxis von Paartherapeut und beziehungsweise-Chefredakteur Eric Hegmann.

Was tun gegen drohenden Beziehungs-Burnout?

Lernen Sie miteinander über ihre Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und diese zu verhandeln. Zunächst einmal müssen Sie eingestehen, dass Ihre Bedürfnisse und die Ihres Partners gleichberechtigt sind. Es ist normal, dass zwei Menschen nicht immerzu dieselben Bedürfnisse zur gleichen Zeit haben. Wenn Sie hungrig sind und Ihr Partner nicht, dann werfen Sie ihn das vermutlich nicht vor. Aber wenn Sie jetzt zum Sport und Ihr Partner auf dem Sofa bleiben will, dann nehmen Sie es persönlich und vermuten, Ihr Partner liebt Sie nicht mehr? Da stimmt dann etwas nicht mehr und je häufiger Sie sich über solche Kleinigkeiten aufregen oder diese ihnen ein endloses Gedankenkarussell beschert, umso näher sind Sie möglicherweise einem Beziehungsweise-BurnOut. Oder: je niedriger Ihre Toleranzschwelle wird, umso gefährdeter ist Ihre Partnerschaft.

Machen Sie sich bewusst: Die meisten Konflikte sind nicht lösbar mit einem Kompromiss, der beide Partner gleichermaßen unzufrieden zurücklässt. Statistisch sind dies 69 Prozent aller Konflikte von Paaren. Weil eben Bedürfnisse und Wünsche unterschiedlich sind und etwas anderes zu erwarten Sie nur unglücklich machen muss. Reiben Sie sich nicht an diesen Konflikten auf. Viele Streitereien haben Ihren Ursprung in dem Gedanken: „Wenn er/sie mich wirklich lieben würde, dann würde er/sie das für mich machen/lassen.“ Das ist ein Ticket für den Liebeskummer.

Bin ich mit dem falschen Partner zusammen?

Nach Jahren der Beziehung fragen sich viele, ob ihre Partnerwahl denn nun richtig war, ob dies der Mensch ist, mit dem man auch weitere Jahre gut befreundet sein und Bett und Tisch teilen möchte, vielleicht eine Familie gründen will. Je nach Persönlichkeit verhalten sich manche Menschen nun sehr abgeklärt, sie wägen ab, sortieren ihre Gedanken, vergleichen die Ziele und Lebenspläne des Partners mit den eigenen und entscheiden sich – hoffentlich – für ein gemeinsames Leben. Andere, die zuvor schlechte Beziehungserfahrungen gemacht haben und sich schützen möchten vor neuen Verletzungen, beobachten sehr, vielleicht sogar überkritisch genau, die Schwächen des Partners und zweifeln, ob es wirklich passt und wollen den Partner verändern. Das muss der aber selbst wollen. Umgekehrt würde man es sich ja auch verbitten, sich verändern zu müssen.

Ein Weg zur Lösung heißt Achtsamkeit. Denn wer den Partner und seine Beziehung nicht für selbstverständlich hält, der kann Glücksgefühle durch Dankbarkeit erleben. Es sind die vielen „kleinen“ Freuden, die liebevolle Nachricht in der Mittagspause, das überraschende Geschenk, der spontane Ausflug oder eine gemeinsame neue Entdeckung. Das ist aber nicht so einfach, wie es sich liest. Man kann nicht einfach den Schalter umlegen und sagen: Ich sehe jetzt nur noch die schönen Momente, erfreue mich an dem was ich habe und vergesse, was ich nicht haben kann. Zum einen ist das gefährlich, weil nun auch nicht jede Beziehung immer rundum super und gleichberechtigt läuft, und die muss dann durchaus verändert und verbessert werden, zum anderen funktionieren Menschen nun einmal nicht so. Menschen können leichter Energie aufwenden, um etwas Neues zu beginnen, als etwas Bestehendes zu verbessern. Viele Paare trennen sich in einer solchen Phase nach einigen Jahren nicht, weil sie wirklich unglücklich sind, sie trennen sich, weil sie vermuten, sie könnten in einer anderen Beziehung glücklicher werden.


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