Wenn seine Ex den Kontakt zum Kind verhindern will …

Da eine direkte Auseinandersetzung mit der Mutter sich also als unmöglich erwies – und im schlimmsten Fall sogar psychische Folgen für Richards Tochter gehabt hätte, entschloss sich das Paar für eine Lösung, die zwar über kurze Strecke viel von ihnen beiden abverlangte, aber langfristig garantieren würde, dass Richards gutes Verhältnis zu seiner Tochter keinen Schaden bekam und auch Sandra in den Augen des Mädchens nicht zum „Feind“ der Mutter wurde. Aber am wichtigsten: dass das Mädchen gestärkt daraus hervorgehen würde. Richard und Sandra nahmen endgültig allen Druck von Lea, indem sie sich von allen Veranstaltungen zu dritt zurückzogen. Gleichzeitig jedoch stärkte Richard in Gesprächen mit seiner Tochter ihre Unabhängigkeit, erklärte ihr immer wieder geduldig die Stimmungen der Mutter und legte die Situation und Fakten von seiner Seite aus dar. So merkte Lea schnell, dass es keine „Wahrheit“ gab, sondern sie eine eigene Position einnehmen konnte. Lea fand es selbst auch frustrierend, dass die Mutter sich jeder einvernehmlichen Lösung beharrlich verweigerte.

Immer öfter fand Lea schließlich den Mut, sich der Mutter entgegenzustellen, Konflikte mit ihr auszuhalten und Zeit mit ihrem Vater und schließlich auch Sandra einzufordern. Sie hatte verstanden, dass nicht sie für das Glück der Mutter verantwortlich war. Das alles brauchte Zeit und Geduld – aber schließlich, nach vier Jahren, war es möglich, dass Lea sogar ganz selbstverständlich an Sandras und Richards Hochzeitsfeier teilnahm. Sie hatte es selbst so entschieden. Und die Mutter hatte es akzeptiert.

Tipps für Betroffene 
Wenn Konflikte zwischen ehemaligen Eheleuten im direkten Gespräch nicht zu klären sind, sollte zunächst eine Mediation versucht werden. Das zuständige Jugendamt hilft hier weiter und führt die Mediation entweder selbst kostenfrei durch – oder es empfiehlt zuständige Mediatoren.

Verweigert die andere Partei die Zusammenarbeit generell, bleibt bei einer extremen Gefährdung des Kindeswohls die Möglichkeit, vor Gericht zu gehen. Hier sollte eine anwaltliche Erstberatung ausprobiert werden, diese ist allerdings nicht kostenlos.
Alternativ: Druck aus der Angelegenheit herausnehmen. Halten Sie sich an das Sprichwort „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Geben Sie allen Beteiligten Zeit, stärken Sie aber vor allem den eigenen Willen des Kindes, ohne es gegen die andere Partei negativ zu beeinflussen. Es soll bei Ihnen einen „sicheren Hafen“ finden und keine neuen Konflikte bei Ihnen erfahren. Wenn Sie dem Kind diese Sicherheit geben können, wird es über kurz oder lang den eigenen Willen entwickeln, neue Partner kennenzulernen und dies auch gegenüber dem alleinerziehenden Elternteil artikulieren.


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