Mutter werden: Eine emotionale Reise

Unser Körper – Der Wandelbare

Und diese Veränderungen sind auch körperlich spürbar. Unsere Hormone verändern sich stark während und nach der Geburt eines Kindes. Endorphine bewirken, dass wir die Schmerzen während der Geburt nicht so stark wahrnehmen und danach lösen sie ein Hochgefühl aus. Dann kommt eine Phase, die durch starke Stimmungsschwankungen geprägt ist. Auch Babyblues genannt. Ich erinnere mich an viele Tränen bei den kleinsten Anlässen: das Kind wird zur U2 geholt, Tränen, die Krankenschwester sagt, legen Sie ihn doch mal an die andere Brust, Tränen, der Arm des Kindchens ist beim Anziehen des Bodys neben den Ärmel geraten, Tränen, auf der Heimfahrt von der Klinik nach Hause an einer roten Ampel, einfach so, Tränen. Nicht, dass ich unglücklich war. Ganz und gar nicht. Es war einfach die Überwältigung von dem Gefühl der Liebe und des neuen, so unschuldigen Lebens. Es war, als ob mein Körper schon ahnte, wie radikal sich jetzt mein Leben verändert. Und er stellte sich darauf ein: dank Bindungshormon Oxytocin und Co. richtete sich ab jetzt also alle Aufmerksamkeit auf unser Kind.

Seien Sie auf alles gefasst und erwarten Sie nichts

All diese Veränderungen werden Sie tief ergreifen und hin und wieder auch überwältigen. Manchmal werden Sie vielleicht das Gefühl haben, mit all den Emotionen und auch neuen unbekannten Aufgaben des Mutterseins nicht zurecht kommen zu können. Aber seien Sie beruhigt, diese Gedanken und Gefühle sind vollkommen normal. Ja, sie sind sogar ein natürlicher Teil des Entwicklungsprozesses. Wie könnte es Sie unbeeindruckt lassen, dass dieses winzige Leben in Ihren Armen liegt und so vollkommen darauf vertraut, dass Sie es gut versorgen und durch sein Leben begleiten?

Ich erinnere mich an die erste, so schwierige Zeit nach der Geburt unseres zweiten Kindes. Unsere Tochter war gerade ein paar Tage alt, da fanden wir uns zunächst wegen eines Neugeborenen-Ikterus und kurze Zeit später wegen einer Lungenentzündung und Anämie mit ihr im Krankenhaus wieder. Unser Großer und mein Mann lagen mit Fieber im heimischen Bett. Danach, gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen, zwang mich eine Grippe dazu, völlig erschöpft und mit Mundschutz meine Tochter zu stillen. Es war furchtbar, wir waren total überfordert und im Rückblick wissen wir bis heute nicht, wie wir das damals haben schaffen können. Aber das haben wir. Dass auch Sie diese Bärenkräfte freisetzten werden, wenn es darauf ankommt, darauf können Sie sich verlassen.

Der wohl wichtigste Ratschlag, den man werdenden Müttern mit auf den Weg geben kann, ist der, dass Sie sich über keine Ihrer Regungen und Verhaltensweisen, Tränen und überschwänglichen Glücksgefühle wundern sollten. Versuchen Sie diese innere Aufruhr, die es zweifelsohne ist, als ein wunderbares Geschenk zu betrachten. Ein Geschenk auch deshalb, weil es Ihnen möglich wird, Ihre bisherigen Ziele, Prioritäten und Vorstellungen vom Leben noch einmal neu zu betrachten und zu justieren. Ist Ihnen der berufliche Erfolg wirklich das Wichtigste? Werden Sie glücklicher sein, wenn Sie diese oder jene neue Anschaffung getätigt haben? Überlegen Sie, was wirklich wichtig ist. Und erwarten Sie nicht, dass alles ganz schnell wieder in den „Normalzustand“ übergeht, wie Sie ihn von vor der Geburt kennen. Das fängt bei ganz banalen Dingen wie Ihrer Figur an. Es ist völlig normal, dass Sie kurz nach der Geburt eines Kindes aussehen, als wären Sie im fünften Monat schwanger. Aber ist es wirklich wichtig, dass nach acht Wochen der Bauch wieder straff ist? Ihnen sei versichert, Ihrem Kind ist es egal. Und Ihrem Mann, wenn er ein schlauer und guter ist, auch. Sie haben jetzt wirklich wichtigere Aufgaben als dieser verschrobenen Vorstellung von Selbstoptimierung hinterherzuhecheln. Das gleiche gilt im Übrigen auch für alle anderen Lebensbereiche.

Schauen Sie einfach Ihr Kind an, dann wissen Sie, was das Wichtigste ist. So einfach ist das. Alles andere kommt später.


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