Darum brauchen Kinder Tanten und Onkel

Stärkung familiärer Beziehungen

Diese Beziehung kann darüber hinaus die familiäre Bande stärken, Geschwister rücken näher zusammen, es gibt mehr Besuche und mehr Anrufe. Tanten und Onkel gehen nicht einfach, wie Freunde es tun könnten. Familie ist immer da, eine Verlässlichkeit, die gerade in unserer heutigen Zeit so wertvoll und bewahrenswert ist. Klar gibt es auch Familien, die sich zerrütten und nichts mehr miteinander zu tun haben wollen, aber dieser Schritt ist doch ein sehr großer und wird nur in seltenen Fällen gewagt.

Schaut man aus einer anderen Perspektive, so weisen Studienbefunde zum Zusammenhang zwischen Kinderlosigkeit und Unterstützungsleistungen von Nichten und Neffen auf eine „steigende Bedeutung der erweiterten Familie als emotionale und instrumentelle Hilferessource bei der zukünftigen älteren Generation hin“ (2). Denn wer kann sich denn um uns kümmern, wenn wir alt und hilfebedürftig sind und keine Kinder haben oder diese sich nicht kümmern wollen? Nichten und Neffen können so „Substitut für fehlende kernfamiliale Beziehungen“ werden. (2)

Ernannte Tanten und Onkel

Kinder brauchen für ihre Entwicklung liebevolle, vertraute Menschen, denen sie sich zugehörig fühlen. Und wenn es de facto weniger Blutsverwandte gibt, dann muss man sie anderswo suchen. Da kommt dann das Konzept der Patentanten und Patenonkel ins Spiel. Dieses Ehrenamt kennt man in christlichen Gemeinschaften, es beginnt mit der Taufe oder Firmung des, in der Regel jungen Menschen. Der Pate übernimmt dabei die Aufgabe, die christliche Erziehung des Patenkindes zu begleiten, als auch Fürsorgepflichten im Falle des frühen Todes der Eltern. Ein wirklich guter Brauch, wenn er sich nicht nur darauf beschränkt, dem Patenkind monetäre Geschenke zu seinen Jahrestagen per Post zuzustellen.

Aber wer darf heutzutage schon noch richtiger Taufpate werden, ist doch kaum noch jemand in der Kirche? Sieht also düster aus in der Tanten- und Onkel-Landschaft.

In Ermangelung „richtiger“ Tanten

Da es unserer Familie an blutsverwandten oder auch religiös legitimierten Tanten und Onkeln mangelt, haben wir uns für unsere Kinder etwas anderes Tantenhaftes ausgedacht. So etwas wie eine Nennpatentante. In einer kleinen Feier haben wir ihr das Amt übertragen dürfen, unsere Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und ihnen, wie eine Tante, nah zu sein, ihnen die Welt zu zeigen und für den Fall, sollte es uns einmal nicht gut gehen, einige Fürsorgepflichten zu übernehmen. Und was soll ich Ihnen sagen, es war wohl das Beste, was wir für unsere Kinder in dieser Hinsicht haben tun können. Als meine Freundin begleitet sie nun nicht nur mich, sondern auch unsere Kinder und unsere Familie und erzählt den heranwachsenden Kindern bei immer häufiger werdenden Gelegenheiten, wie das Leben eigentlich so geht. Unsere Kinder himmeln sie an und ich hoffe, dass unsere Tochter sie irgendwann in ein paar Jahren anrufen und zu ihr sagen kann: „Meine Mama nervt und versteht mich einfach nicht, was soll ich machen?“ Und sie tut dann das, was Tanten eben so tun, sie hört zu, weiß Rat und hat Verständnis.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Lineare_und_kollaterale_Verwandtschaft
(2) https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/grosseltern/entfernteverwandtediebedeutungvonnichtenneffen.php


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