Wir waren vieles, aber nie ein Paar

Sie kommen zusammen, sie gehen auseinander. Love – Break-up – Repeat. Über eine anstrengende Beziehung, die aber gleichzeitig intensiver ist als alle anderen, berichtet unsere anonyme beziehungsweise-Leserin

Als wäre es gestern, erinnere ich mich noch an unser erstes persönliches Treffen, an den ersten Kuss und an das erste Vergessen. Das ist jetzt fast zehn Jahre her. Und in der Zeit waren wir vieles – aber nie ein Paar. Wir waren verliebt, sind hoch geflogen, und noch tiefer gefallen.

Der Kontakt lebte auf – und erstarb. Mit einem Mal warst du in meinem Leben, in meinem Kopf und in meinem Herzen, nur um plötzlich zu verschwinden. Keine Nachricht, keine Erklärung, als hätte es dich nie gegeben. So ging das immer wieder. Nicht jedes Mal war dein Verschwinden Schuld an dem Aus – auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Dabei waren die Gefühle intensiver und echter als jemals zuvor. Und doch habe ich mich nicht den letzten Schritt getraut, obwohl du so darauf gehofft hast.

Immer wieder brach der Kontakt ab, erstarb für einige Zeit, als hätte es uns nie gegeben. Wir gingen getrennte Wege, machten weiter. Nur um festzustellen, dass wir letztlich doch wieder den Kontakt zueinander suchen werden. Die Stille, als du wortlos gegangen bist von einem auf den anderen Tag, war wie eine nie enden wollende Odyssee aus Schmerzen, Wut und Trauer.

Immer wieder Zweifel: Wirst du erneut gehen?

Von heute auf morgen erschienen alle Worte wertlos und nicht wahr, und doch hoffte ein kleiner Teil in mir immer, du würdest zurückkommen, dich wieder melden. Das Herz schmerzte wie abertausend kleine Nadelstiche, die Nächte fielen schwer und schienen endlos. Wie kann eine Liebe, die so groß schien, so plötzlich enden, ohne je richtig angefangen zu haben? Ich konnte es nicht verstehen.

Ich saß vor einem Scherbenhaufen – vor meinem Scherbenhaufen. Und es war niemand da, der mir half, diese Scherben wieder sorgsam zusammenzusetzen. Keine Hand, die mich hielt, als ich das Gefühl verspürte, tief zu fallen, zu ertrinken in diesem Meer aus Scherben.

Und dann, kein halbes Jahr später – eine Nachricht von dir. Und als hätte ich mich gerade erst von all dem Kummer losgerissen, überkamen mich all meine Emotionen erneut. Ich konnte nicht standhaft bleiben und dich ignorieren, ich musste reagieren. Ich musste dir sagen, wie ich mich fühlte, wie herzlos und kalt du mich aus deinem Leben verbannt hattest.

Ich wollte dir so vieles sagen, aber es kam nichts heraus. Denn der kleine Teil in mir jubelte, dass du wieder da warst. Und ich spürte neben all den Emotionen vor allem eins – Erleichterung. So begann unsere Geschichte nicht von Neuem – sie ging einfach weiter. Und wieder waren dort diese unbeschreiblich tiefgehenden Gefühle, welche man nicht auszudrücken vermag. Wieder war dort diese Sehnsucht und der Wunsch nach mehr, nach einem Wir.

In dieser Zeit verbrachten wir viele Stunden miteinander, Stunden, die verstrichen wie Minuten, Sekunden. Eine unbändige Nähe, die jeden zerbrochenen Teil wieder zu heilen wusste. Ich konnte mich in dir verlieren, versuchen zu vergessen, was war. Doch es gelang nicht.


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