Wir sind nicht aneinander gescheitert, sondern an uns selbst

Es brauchte Zeit. Ich versuchte loszulassen. Dein Zeichen war zu schwach, um bei mir anzukommen. Ich lief bereits in eine andere Richtung und konnte es nicht mehr empfangen. Zu groß war die Angst, noch einmal einen Schritt zu machen, der uns nur wieder im Kreis drehen ließ. Ich hatte mich für jene Sicherheit entschieden, die ich brauchte, um nach vorne zu gehen. Freunde konnten wir nicht sein, denn das waren wir noch nie gewesen. Du akzeptiertest meinen Entschluss schließlich. Manchmal muss man loslassen, was man liebt, auch wenn man genau weiß, dass es nicht zurückkommen wird. Wir gingen unsere eigenen Wege, trafen neue Entscheidungen, bauten uns eine neue Welt auf, in der wir auf den ersten Blick alles zu haben schienen.

Fünf Jahre später geht es nun nicht mehr um die Fehler, die damals gemacht wurden, sondern um die verpassten Chancen. Du sagtest, wenn die Gefühle nach all der Zeit anders wären, wären sie nie echt gewesen. Wie wahr, sind wir doch nie aneinander gescheitert – nur an uns selbst.

Heute sind die Dinge klarer und lassen sich in Worte fassen. Und doch hängen wir noch immer zwischen Sehnsucht und Feigheit in einer Illusion, von der wir nicht wissen, ob sie funktioniert hätte. Wir haben oft darüber geredet. Im Grunde legen wir uns nur immer wieder neue Ausreden zurecht. Dieses Mal ist es zu spät, um das Blatt noch einmal zu wenden. Dafür sind die Dinge zu sehr in Stein gemeißelt. Trotzdem gab es ein Zurück, an das wir beide nicht mehr geglaubt hätten. Wir haben versucht, den nötigen Abstand zu wahren und doch können wir uns dem Bann nicht entziehen, der sich wie ein unsichtbares Band zwischen uns legt. Magnetisch angezogen, wie du es nennst. Ein Fluch, mit dem wir für den Moment entschieden haben, zu leben. Als Vertraute, die mehr als nur eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.

Seit die Stille vorbei ist, bin ich ein unsichtbarer Teil deines Lebens geworden, der von außen nicht wahrgenommen werden kann. Und doch teilen wir unser Leben wieder auf eine ganz eigene Art und Weise miteinander. Eine Seifenblase, in der das Wir noch immer existiert. Dort, wo Raum und Zeit keine Rolle spielen. Ein Traum, der uns beim Aufwachen glücklich und dennoch betäubt in die Realität zurückgleiten lässt.


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