Wie ich unsere Hochzeit platzen ließ

Und was soll ich sagen? Es war der Sommer meines Lebens. Wir verstanden uns prächtig, wir gingen zusammen aus, gingen ins Kino und telefonierten viel. Einige Monate später gestand ich dir, dass ich unsterblich in dich verliebt war – und wir kamen zusammen. Ob ich glücklich war? Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, überhaupt richtig zu leben.

Wir waren so jung. An unserem ersten Jahrestag ging ich noch einen Schritt weiter, nachdem wir sämtliche Erfahrungen das erste Mal miteinander gemacht hatten. Ich liebte dich und war mir sicher, dass es nie enden würde. Ich machte dir einen Antrag und du sagtest ja. Unsere Eltern waren wenig begeistert und meinten, wir wären zu jung zum Heiraten, doch uns war es egal, eine Ewigkeit zu zweit sollte beginnen.

Die Hochzeitsvorbereitungen für unseren Termin im Mai waren in vollem Gange und wir genossen das Leben in vollen Zügen. Du fingst eine Ausbildung zur Krankenschwester an, während ich im Metallunternehmen meine Ausbildung abschloss. Es war April und ich wurde sichtlich nervöser, angespannt und aufgeregt und obwohl ich dich liebte, kamen mir die ersten Zweifel. Es wurde Mai und ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Bei uns war alles gut, ich liebte dich, du liebtest mich.

Doch meine Verunsicherung wurde immer stärker und die Zweifel immer lauter. War es zu früh? Verpasse ich etwas? Überstürzen wir es? Reichen die Erfahrungen mit einer Person, um glücklich zu werden? Der Tag kam, 12 Uhr, die Trauung – und es waren alle da, Freunde, Familie, Arbeitskollegen, nur ich fehlte.

Ich saß im Auto auf dem Weg zur Nordsee. Die negativen Gefühle und Gedanken hatten mich übermannt. Ich hatte den Kampf verloren, genauso wie ich dich an dem Tag verloren habe. Du riefst an, andere riefen an. Ich hörte mein Handy klingeln, doch nahm nicht ab. Ich schämte mich, aber war erleichtert zugleich. Ich hatte den Tag überstanden und das unverheiratet.


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