Weihnachten – Habe ich alles schon gehabt …!?

beziehungsweise-Leserin Emily hat schon einige Weihnachten erleben dürfen. Mit Partner, mit Familie, alleine … Alles schon gehabt? Lässt sich Weihnachten neu entdecken?

Ich habe schon alles gehabt. Als Kind verbrachte ich Weihnachten mit vielen Geschwistern, turbulent und voller Leben, die Wohnzimmertüre bis zur Bescherung verschlossen, weil das Christkind in diesem Zimmer seine Arbeit verrichtete. Tagelang stand ich am Fenster und beobachtete durch die Eisblumen hindurch, ob ich in diesem Jahr endlich das Christkind sehen werde. Ich gehörte zu den artigen Kindern, die vor der Bescherung zuerst ein Weihnachtslied auf der Blockflöte spielten. Währenddessen schielte ich aber schon heimlich auf die Geschenke, voller Hoffnung und Erwartung. Ob der Wunschzettel wohl vom Christkind beachtet wurde?

Heilige-Abende-lang habe ich LEGO oder Playmobil aufgebaut und dann mit meinen Geschwistern die ganzen Weihnachtsferien durchgespielt, was ging. Cowboy und Indianer, die Ritterburg meiner Brüder mit der tollen Zugbrücke, die fünfstöckige Autogarage mit dem Aufzug. Das war genauso interessant wie das Puppenhaus mit dem riesigen Balkon, dem knallroten Dach und den neuen Möbeln. 

Blockflöte spielen zu Weihnachten

Später, als ich erwachsen war, gab es dann die Feiertage ohne die Familie, in denen mit guten Freunden nächtelang „Risiko“ oder „Monopoly“ oder andere Brettspiele gespielt wurde. Es gab Weihnachten am Arbeitsplatz, denn im Hotel muss auch jemand am Heiligen Abend Dienst machen. Auch da gab es schöne Momente. Zum Beispiel als mich ein Witwer bat, für ihn und seine zwei kleinen Söhne Christkind zu spielen, während sie spazieren waren: Ich holte das Fahrrad und sämtliche wunderschön verpackten Geschenke aus dem Kofferraum seines Wagens und baute alles liebevoll (und mit Tränen in den Augen) in deren Suite neben dem herrlich geschmückten Weihnachtsbaum auf. Das Christkind wäre sehr stolz auf mich gewesen. 

Heiratsantrag zu Weihnachten

Ja, ich habe schon alles gehabt. Ich konnte genau am Heiligen Abend umziehen in eine neue Wohnung, weil es in der anderen gebrannt hatte. Und ein Jahr später bekam ich am Heiligen Abend einen Heiratsantrag von meinem Freund. 

Und wieder ein paar Jahre später hatte ich das wohl schönste Weihnachten überhaupt – nämlich mit einem wenige Tage vorher geborenen „echten“ Christkind, meinem neugeborenen Sohn. Diesem winzigen Bündel Mensch war der Heilige Abend ziemlich egal, er schrie einfach durch und ließ in diesem Jahr keinerlei Stille oder Besinnung aufkommen. Und ich habe auch das gehabt: Im Jahr darauf war es dann nicht mehr so schön, es kriselte und es stand wieder ein Umzug ins Haus und dann die Trennung.


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