Unsicherheit zieht Unsicherheit an

Dein Fan jagte dich quer über die Tanzfläche, zur Bar und wieder zurück. Du flogst mittlerweile viel höher als ein Kite, aber du hattest dabei nicht halb so viel Spaß. Schließlich hast du einen wirklich niedlichen Typen in viel zu engen Sporthosen und viel zu vielen Tattoos angegraben – doch der erkannte in dir nicht mehr den Typ, den einmal alle hatten haben wollen, der sah nur ein abgestürztes Party-Opfer, das sich nicht mehr gut artikulieren konnte und ließ dich irgendwann stehen. Ich hatte niemals gesehen, dass du abgewiesen worden bist. Gestern habe ich außerdem gesehen, was Zurückweisung mit dir macht und weshalb es immer deine Strategie war, die anderen sich um dich bemühen zu lassen: weil du so sicher sein konntest, dass niemand deinen Selbstwert durch einen Korb schwächen würde. Eine kluge Strategie. Nur auf Dauer nicht gesund.

Mir ist etwas klar geworden, als ich dich so erlebt habe: Deine vorgebliche Selbstsicherheit war immer nur gespielt. Du warst so unsicher wie ich. Du hast nur deine Bestätigung anders geholt. Du wolltest Aufmerksamkeit, ich wollte mich bemühen dürfen. Ich will nicht überheblich klingen, für mich ist es noch ein weiter Weg, tatsächlich selbstbewusst zu werden, doch ich gehe ihn. Schritt für Schritt. Indem ich mich von dem Gedanken löse, dass mein Partner mir Stärke und Bestätigung geben müsse. Denn heute bin ich überzeugt, dass Schwäche immer nur Schwäche anzieht. Sie ist nur nicht immer so leicht als Schwäche zu erkennen. Ich wünsche dir, dass du so stark wirst, wie ich lange glaubte, dass du es wärst.

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