In wen habe ich mich da bloß verliebt?

Der Mann, Lars (er heißt in Wirklichkeit ganz anders), schaffte es bereits nach wenigen Nachrichten, mir das Gefühl zu geben, ganz mit ihm auf einer Wellenlänge zu liegen. Er war ein großartiger Erzähler, der mich super unterhielt. Es klingt vielleicht ein wenig komisch: Aber ich saß bald regelmäßig jeden Abend mit meinem Smartphone gemütlich in mein Bett gekuschelt und freute mich riesig darüber, stundenlang mit ihm über Gott und die Welt zu philosophieren, Lebenspläne und Hoffnungen auszutauschen, sich gegenseitig immer wieder so stark zum Lachen zu bringen, dass es manchmal echt schon schmerzte. Antwortete er einmal nicht zügig auf eine meiner Nachrichten, zog sich etwas in mir zusammen. Ich wurde ganz zappelig und fing an, auch tagsüber auf der Arbeit erst an ihn zu denken, später auch zu texten. Ich konnte kaum noch klare Gedanken fassen.

Irgendwie waren wir dabei auch immer intimer geworden, ohne dass ich das beabsichtigt hätte. Aber mit ihm war es okay, nein, war es richtig heiß. Unser Schreiben war bunt wie ein Regenbogen. Wir ließen kein Thema aus, öffneten uns mehr und mehr füreinander. Sogar über unsere Ex-Beziehungen sprachen wir. Es fühlte sich gut an mit ihm. Ich hatte noch nie einen so verständnisvollen, herausfordernden, interessanten Mann getroffen. Ohne es zu merken und nur durch Worte hatte ich mich verliebt. Diese Verliebtheit war vielleicht nicht ganz so groß wie bei meiner ersten großen Liebe in der Schulzeit. Aber trotzdem – mein Herz hatte sich längst von der Kette gerissen und war kaum noch zu halten.

Wir beschlossen, uns endlich auch in live zu treffen, was aufgrund seines Berufs und unserer Wohnorte nicht ganz so leicht war. Er war forsch und lud mich gleich zu sich nach Hause ein, unter dem fadenscheinigen Vorwand, er würde für mich einen Kuchen backen. Ich musste Schmunzeln. Na ja, dachte ich mir, ich habe ja immer noch die Kontrolle über die Situation. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich ja einfach gehen. Doch in Wirklichkeit glaubte ich nicht, dass es mir nicht gefallen würde. Ich war verliebt, ich wollte diesen liebevollen, zärtlichen, kreativen Mann unbedingt treffen und nächste Schritte wagen. Für mich war eigentlich schon alles klar, meine Gefühle kannten nur eine Richtung.


Weitere interessante Beiträge