Ich wünsche dir noch ein schönes Leben

Wir trafen uns wieder und wir machten da weiter, wo wir aufgehört hatten. Ich war immer noch beeindruckt. Es dauerte nur eine Woche, da begannen wir gemeinsam um die Häuser zu ziehen. Wir trafen uns erst bei dir, ein schäbiges Loch, so Klischee, hier eine Pizzaschachtel, dort Kondome, dann gingen wir in einen Klub und von dort aus zu mir. So viel war ich in meinem ganzen Leben nicht aus gewesen. Jeder Türsteher kannte dich und jede Barfrau. Ich bin nicht naiv, mir war schon klar, wie gut und woher.

Nach einem Monat kam dann die berühmte Frage, ich habe sie gestellt: „Was machen wir hier eigentlich?“ Du meintest: „Wir haben Spaß.“ Ich hätte es dabei belassen können, denn eigentlich war das deutlich genug, aber nein, ich brachte zur Sprache, dass ich mir mehr vorstellen könnte – und deine Reaktion? Eine Beziehung möchtest du zur Zeit nicht eingehen. Wenn das für mich nicht okay wäre, könnten wir die Sache beenden und uns gegenseitig noch ein schönes Leben wünschen. Er wolle nicht, dass ich mich unglücklich verliebe. War nur leider zu spät.

Du zogst dich zurück, ich beließ es dabei, auf Jammern und Hinterherrennen und Hoffen und Bangen hatte ich keine Lust. Und zu viel Stolz und Selbstwert habe ich auch. Es vergingen drei Jahre, in denen wir uns zufällig über den Weg liefen, uns sehr gut unterhielten und verstanden, wir flirteten auch ein wenig, aber mehr lief nicht. Ich hätte schon gewollt, aber du sagtest, Frauen, deren Augen dich so ansehen, würdest du meiden. Spaß ja, Liebeskummer nein. Sehr konsequent.

Bis zu diesem Konzert. Wenn ich ein Open Air besuche, regnet es eigentlich immer. So auch dieses Mal. Plötzlich standest du mit einem Schirm neben mir. Um gemeinsam drunter zu passen, hast du deinen Arm um mich gelegt. Die Musik, das Sommergewitter … Wir endeten bei dir. Mir fiel kurz auf, wie aufgeräumt alles war, aber wir waren zu beschäftigt, als dass ich mir hätte Gedanken machen können.

Am Morgen danach entdeckte ich die Umzugskartons, weil du sogar die Kaffeebecher schon eingepackt hattest. Du warst auf dem Weg zum mütterlichen Teil deiner Familie nach Griechenland, um ich weiß nicht mehr was zu tun. Bruder oder Tante unterstützen, du bliebst sehr wage und ich kämpfte so sehr mit meinen Emotionen, dass ich unaufmerksam war. Das Verliebtheits-Gefühl von vor drei Jahren schlug mir wie ein Hammer auf den Kopf und wie eine Faust in den Magen. Im ersten Moment wäre ich am liebsten in einen der Kartons geklettert und mit dir gekommen.


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