Ich will nicht dein Zuchthengst und Versorger sein

Irgendwann hatten wir uns aneinander abgearbeitet. Es folgten ruhige, stille Monate – ein Waffenstillstand ohne Vertrag. Die erste Schlacht hatte keinen Sieger gefunden. Und wir zogen tatsächlich zusammen, in eine Etagenwohnung zur Miete, immerhin fast 120 Quadratmeter, ziemlich gute Lage. Es funktionierte, ich hätte fast nicht mehr drauf gewettet. Vielleicht funktionierte es, weil wir beide viel zu tun hatten und du abends oft noch mit deinen Freundinnen unterwegs warst. Doch irgendwann fing das Belauern wieder an, taten wir uns wieder mit und ohne Worte weh, schaukelten zwischen Verachtung und Sehnsucht nach dem, was wir einmal aneinander gehabt hatten. Wieder Streit, vergiftete Worte. Dann Schweigen. Dann Frieden. Dann ein kleines, nichtiges Vorkommnis, das erneut eine Welle auslöste. Monatelanges Auf und Ab.

Dann, eines Abends, ein paar Wochen vor deinem dreiunddreißigsten Geburtstag erzähltest du mir beiläufig, dass du vor ein paar Wochen die Pille abgesetzt hättest. Ruhig und ohne mit der Wimper zu zucken erzähltest du es mir, und es klang kein bisschen nach einem Geständnis, sondern nach einer Vergegenwärtigung von etwas, das schon lange feststeht und unausweichlich ist. Ich fiel aus allen Wolken. „Abgesetzt, einfach so, ohne mich zu fragen?“ Du sagtest, man müsse mich zu meinem Glück wohl zwingen. „Du willst Kindern dieses Klima zwischen uns zumuten?“, fragte ich erschüttert. Kinder bringen Verantwortungsbewusstsein, war deine Antwort. Es laufe gut mit meiner Firma, sie würde uns einen „gewissen Lebensstandard“, so drücktest du dich aus, in den Monaten sichern, in denen du im Mutterschutz wärst und die Ausgaben steigen würden, zumindest wenn ich mich noch etwas mehr anstrengte und engagierter zeigte. Ich schmiss dich aus der Wohnung.

Nach Monaten sahen wir uns noch einmal wieder und tauschten am Hauptbahnhof die Sachen aus, die wir noch voneinander hatten. Es fühlte sich wie ein Gefangenenaustausch an. Dann hörte ich erst über eine gemeinsame Bekannte wieder von dir, zwei Jahre waren vergangen. Du seist jetzt in einer Beziehung mit einem Banker und erwartest dein erstes Kind. Einen Monat vor dem Stichtag würdet ihr noch schnell heiraten.

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