Ich verzeihe dir, ich verzeihe uns

Die Trennung war zu ihrem eigenen Schutz. Heute, viel später, schreibt sie, wie leid es ihr tut, dass es keinen anderen Ausweg gab. Ein längst überfälliger Abschiedsbrief einer anonymen Leserin

Ich habe lange damit gewartet, den Stift in die Hand zu nehmen, um diese Zeilen zu schreiben. Ich habe so oft versucht, dir auf deinen letzten Brief zu antworten, doch es gelang mir bis heute nicht. Der Schmerz hat mich betäubt – nicht nur innerlich, sondern auch körperlich. So oft hätte ich dir gerne gesagt, wie sehr du mir fehlst und wie verloren ich mich ohne dich fühle. Doch stattdessen bin ich weiterhin die Starke geblieben und habe versucht, diese Gefühle zu verdrängen. Ich wusste, dass es das Beste für mich war, nicht mehr länger einen gemeinsamen Weg mit dir zu gehen, obwohl es so schmerzhaft war. Ich hatte Angst davor, dir zu schreiben und auf deine Nachrichten zu reagieren, Angst davor, wieder schwach zu werden, Angst davor, nicht von dir loszukommen. Du warst wie eine Sucht, die man braucht, obwohl man weiß, dass sie einen in den Abgrund treibt. Ich konnte meinen Schmerz und die Enttäuschung über das, was zwischen uns passiert war, einfach nicht in Worte fassen. Doch ab dem Moment, in dem ich deinen Brief in der Hand gehalten habe, wusste ich: Eines Tages, wenn ich bereit dazu bin bekommst du eine Antwort.

Diese Antwort macht mich traurig und glücklich zugleich – denn sie bedeutet, endgültig Abschied von dir zu nehmen, aber auch endlich loszulassen und wieder frei zu sein. Ich bin während unserer gemeinsamen Zeit an meine Grenzen gestoßen, ich war am Ende nur noch ausgelaugt – ich hatte keine Kraft mehr. Das war der Moment, an dem uns beiden klar wurde, wir schaffen es nicht mehr zusammen. Solange ich stark war, haben wir funktioniert, doch als auch ich keine Kraft mehr hatte, konnten wir nicht mehr funktionieren – unsere gemeinsame Reise war hier zu Ende. Diese Reise war voller Hochs und Tiefs, ich bin so hoch geflogen und so tief gefallen. In unserer Beziehung lagen Glück und Schmerz so nah beieinander – trotzdem werde ich unsere schönen Momente niemals vergessen. Auch heute noch spüre ich dich, spüre uns, wenn ich an Orten vorbeikomme, die einmal Teil unserer Geschichte waren. Orte, an denen ganz besondere und emotionale Momente stattgefunden haben. Auch werde ich wohl nie wieder “Love me like you do” hören, ohne dabei an dich zu denken, ohne dass die Gefühle von damals wieder ganz präsent sind, so als würde die Zeit still stehen.


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