Ich hatte fast vergessen, was wirklich wichtig ist

Unsere Schlange schiebt sich langsam vorwärts, verliert ihren Kopf und wächst doch immer weiter. Bssss-bssss-bssss. Was meinst du, fragt Sebi. Ich denke an Lukas. Bssss-bssss-bssss. Stehst du unter der Dusche oder warum antwortest du nicht mehr? Smiley-mit-aufgerissenen-Augen. Ich warte darauf, dass ich zum Kopf der Schlange werde. Bssss-bssss-bssss. Sebi fängt an über das Thema Unverbindlichkeit zu sinnieren. Ich schreibe ihm, er sei wohl nicht so cool, wie er aussehe. Er findet das gar nicht lustig. Bssss-bssss-bssss: Du bist wie die anderen. Ich schreibe ihm, das könne ich nur zurückgeben.

Wir kommen nicht weiter, ich komme nicht weiter. Das hier sieht aus, wie ich mich innerlich fühle.

Mir kam da in diesem Laden der sentimentale und etwas pathetische Gedanke, dass alles anders sein könnte, als es ist; dass ich etwas anderes hätte tun können. Hätte ich wohl gekonnt.

Noch eine halbe Stunde vergeht. Der Laden hätte längst dichtmachen sollen. Per Lautsprecheransage wurden die Angestellten bereits in den wohlverdienten Feierabend verabschiedet. Aber die Schlange ist jetzt immer noch fünfzig Meter lang, da müssen nun mal Überstunden geschoben werden. Bssss-bssss-bssss. Ach ja, da gibt es ja auch noch Niklas, Daniel, Mo, Randolf (echt jetzt!) und Werner (24), neben vielen anderen.

In mir wurde es mit einem Mal ganz still, obwohl um mich herum die Hölle tobte. Und das hatte einen Grund.


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