Ich dachte, ich hätte den Jackpot gewonnen

Aber bereits nach kurzer Zeit teilte er mir mit, dass er meine Grenzen zwar jetzt noch akzeptieren würde, aber ich diese eines Tages für ihn zu überschreiten hätte. Auch hätte ich mich immer mal wieder falsch verhalten, sei nicht brav genug gewesen, hätte einige Tage zuvor falsch gelächelt. Es waren immer Dinge, die mir selbst nicht bewusst waren.

Es gab keinen Streit. Es gab stets nur ein Gefühl in ihm, aus dem er folgerte, dass ich seiner nicht würdig war. Und diese Wut darüber ließ ihn mich abwerten und das spürte ich in Form von eiskalter Ignoranz. Ignoranz tut unglaublich weh. Es macht etwas kaputt in einem Menschen. Wenn man nicht versteht, was man falsch gemacht hat, wenn man nicht nachvollziehen kann, warum dieser – soeben noch liebevolle Mensch – plötzlich so eiskalt ist, dann ist das ein grausames Gefühl.

Ich zweifelte an mir, an meinem Verstand, an der ganzen Welt. Und vor allem fragte ich mich:

Warum tue ich mir das an?

Unsere Affäre dauerte nur vier Monate. Zuletzt wolltest du, dass ich mit dir in ein traumhaftes Haus, das du dir kaufen wolltest, ziehe. Du wolltest mich am liebsten in den Keller sperren und den Schlüssel wegwerfen, sagtest du damals.

Unser letztes Telefonat fand an einem Samstag statt. Ich hatte kurz zuvor einen operativen Eingriff und konnte mich nicht gut bewegen. Als du mich anriefst und wolltest, dass ich dich irgendwo abhole, erklärte ich dir nochmals, dass ich aus gesundheitlichen Gründen gerade kein Auto fahren könnte.

Das einzige, das du in meinen Worten wahrgenommen hast, war ein weiteres Nein. Und das war das entscheidende Nein. Als du mich anbrülltest und wütend den Hörer aufknalltest, hast du gleichzeitig beschlossen, dass ich raus bin. Raus, weil ich nicht so funktioniert habe, wie du es wolltest und erwartet hast.


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