Heute war unser Tag

Heute sitze ich hier alleine. An dem Tisch, an dem wir so oft saßen. Im Hintergrund läuft unser Lied … beziehungsweise-Leserin Monja begeht den Jahrestag ihrer Beziehung

Ich schaue auf den Kalender. Der heutige Tag ist dick markiert. Es war unser Tag. Er sollte sich in meinem Gedächtnis verankern. Denn heute ist unser Jahrestag. Doch unserer Beziehung war dieser Tag egal – das Wir hat diesen Tag nicht überstanden. Und so wird dieser Tag, der so viel Bedeutung für mich haben sollte, ein Tag mit soviel Wehmut, voller Erinnerungen und schmerzvoller Trauer.

Ich laufe zur Arbeit – wie jeden Tag –, doch der Gang fällt mir heute schwerer als sonst. Die Melancholie und deine Abwesenheit hängt wie Blei an meinen Füßen und erschwert jeden meiner Schritte. Der Frost lässt die Straßen glitzern und die Luft tut weh beim Atmen. Mir ist kälter, als es sein sollte. Als ich das Büro betrete, fühle ich mich erleichtert und die Realität schlägt mir ins Gesicht. Keine Zeit zum Nachdenken, kein Platz für Trauer. Hier muss ich funktionieren, agieren, immer lächeln. Die Fragen meiner Kollegen sind schnell abgetan, der Dienst tut gut und ist viel zu schnell vorbei.

Der Heimweg ist genauso eisig wie am Morgen. Ich laufe vorbei an dem Kiosk, in dem wir Zuflucht vor der Kälte suchten und uns bei einem Mate-Drink unterhielten. Über die Brücke, von der aus man die Stadt überblicken kann – meine Stadt. Ich biege in meine Straße ein … Auch sie ist voll von dir. Vorbei an dem Tattoo-Studio, in dem ich deine Qualen begleitet hatte – ich muss lächeln bei dem Gedanken. Zurück in meine Wohnung, endlich zuhause – alleine. Auch meine Wohnung ist voll von dir, voll Erinnerungen. Eine halbe Ewigkeit sitze ich da und starre die Wand an. Eine Träne bahnt sich ihren Weg.


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