Gib mir meinen Frieden zurück

Beim ersten Aufeinandertreffen graute es mir vor einem Wiedersehen. Doch es sollte so passieren, dass ich an einem miesen Freitagabend sehr schlecht gelaunt das einzige aufsuchte, das dagegen half: ein Konzert. Und wer stand natürlich als einzige Person draußen und strahlte mir wie ein Atomkraftwerk entgegen? Leider nicht mein Traumprinz, leider nur der Super-GAU. Mein erster Gedanke in diesem Moment: Oh nein, ich kann mich jetzt nicht mit super-guter-widerlich-oberflächlicher Laune konfrontieren, Smalltalk wird mich zerstören, zum Explodieren bringen und ich will dir einfach nur in deine strahlende Visage schlagen.

Also bog ich ab, runter in die Etage zum Konzert, um aktiven Umweltschutz zu betreiben: meine Umwelt vor meiner massiv schwarzen Laune zu schützen, wo nur noch ich und die Musik sind. Keine Gespräche, keine Getränke, kein Tanzen, nur ich und die Musik. Ich war eine Stunde nach dem offiziellen Beginn da, zu spät, aber die Band hatte noch nicht mal angefangen. Super. Es war nicht das Schlimmste. Weder die Band noch die Vorband war da. Eigentlich das Zeichen, sofort umzudrehen und wieder zu gehen. Aber ich blieb, drückte mich herum, mischte mich unter die Leute.

Und da warst du wieder, mein Super-GAU, irgendwo in der Menge. Oha! Kein Kind von Traurigkeit, hattest du doch schon die Nächstbeste an der Backe. Wirklich? Du zeigst mir die kalte Schulter? Kindergarten? Warum sollte ich mich gezwungen fühlen, mit jemandem zu reden, den ich nicht kenne? Hast du sie noch alle? Aber warum fragte ich mich das überhaupt? Das Konzert war schlecht, die Vorband, besser gesagt der Solo-Künstler, grausam, du plötzlich weg. Ich ging nach oben, du zeigtest mir demonstrativ deine kalte Schulter, ich quatschte mit anderen, ging alleine heim.

Wieder ein Wochenende später lief mir eine gemeinsame Bekannte über den Weg, ich erschlich mir deine Kontaktdaten mit der Frage, ob ich sie haben könnte, ich hätte ein paar Fragen an dich. Ich war so aufgeregt, weil ich in der Zwischenzeit davon ausging, dass sich große Fähigkeiten hinter dir verbargen. Ein Sir Peter Ustinov in meiner Vorstellung, Lehrer, Handwerker und künstlerisch unterwegs. Wie sehr hatte ich mich verschätzt. Dass du dich nicht wirklich für mich als Mensch interessiertest, war bereits an der aufreißerischen und Aufmerksamkeit heischenden Art erkennbar. Immer ging es nur um dich, dein schlechtes Selbstwertgefühl, das Ergötzen an weiblicher Aufmerksamkeit, der primitive Flirt-König.


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