Es fühlte sich an wie ein Battle

Marie ließ sich von meinem Grinsen aber nicht beeindrucken und suchte weiter, bis ihre unruhigen Finger zum ersten Mal zum Stillstand kamen. Jetzt war ich es, die sich neugierig über ihre Schulter beugte und sie, die leicht mit den Augen rollte. Mein Blick richtete sich automatisch auf das Display meines Smartphones und damit auf den 26-jährigen, Sozialökonomie-Studenten Ben, der mir mit seinen Rehbraunen-Augen entgegenlächelte. „Genau mein Typ“, sprang Marie leicht auf. Ich pikste sie zwinkernd in die Seite: „Dann lass ihm einen „Like“ da.“ Etwas ratlos sah sie mich an: „Aber…“ „Dann mache ich es eben für dich“, schnalzte ich und tippte auf das kleine grüne Herz. „So einfach kann es gehen!“

In der nächsten halben Stunde blieb mein Handy unberührt auf dem Wohnzimmertisch liegen – kein Anruf, keine Textnachricht und auch kein Match mit Ben. Erst nach einer guten Stunde blinkte das Display meines Handys auf: Endlich, ein Match mit Ben. Zwei Sekunden später die erste Nachricht von ihm: „Hallo, schön, dich hier zu finden. Hattest du einen schönen Tag?“

Marie und ich starrten eine ganze Weile lang stillschweigend auf Bens Nachricht. Niemand von uns sagte auch nur einen Ton, denn niemand von uns wusste, wer nun antworten sollte. Immerhin hatten Ben offensichtlich meine Bilder gefallen, aber Marie war diejenige, die ihn auf Tinder gefunden hatte. „Na los, schreib du ihm“, unterbrach ich die Stille, um sie zu ermutigen. Als hätte sie auf meine Reaktion gewartet, schnappte sie sich das Handy und schrieb Ben zurück.

Noch den ganzen Abend lang chatteten Ben und Marie auf meinem Handy miteinander. Dass nicht ich mit ihm schrieb, sondern Marie, verriet sie Ben nicht. Als sich unser Mädelsabend dem Ende neigte, fragte Marie nach Bens Handynummer. Minutenlang kam keine Reaktion, dann irgendwann die Antwort: „Lass uns lieber noch ein bisschen hier schreiben.“ Enttäuscht gab mir Marie mein Handy zurück: „Dann schreib du mit ihm weiter.“ „Ich?“, sah ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ja, bitte.“ Schnaufend gab ich ihr mein „Ok“.


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