Egomanie – zu sehr verliebt ins Spiegelbild

Wo hört Selbstliebe auf, wo beginnt Egomanie? Warum wir uns selbst in unserem Partner wiederfinden wollen. Ein Leserbeitag von Hedonistica

Jeden Tag aufs Neue erblicken wir uns im Spiegel, wir sind begleitet von diesem Bild, jeden Moment. Sich davon zu lösen, erscheint schwer, vielleicht gar unmöglich. So ist man es doch selbst, die Person, die einen am besten versteht, die das Innerste fühlen und begreifen kann: Ich selbst bin mir so nah wie niemand sonst.

Daher ist es verständlich, dass wir in einer anderen Person immer einen Menschen suchen, der uns gleicht: in welcher Beziehungsform auch immer, ob Freundschaft oder Liebesbeziehung. Wir suchen gleiche Werte, denselben Humor und jene tiefe Verbundenheit, die eine Beziehung zu etwas Besonderem macht, etwas Einzigartigem. Das ist ein äußerst hoher Anspruch und ich frage mich, ob dieser unerreichbar bleibt. Sicher aber birgt er Enttäuschungen.

Wir suchen diesen einen Menschen, der uns beglückt, versteht, mit dem wir teilen können, was wir noch nie zu teilen bereit waren. Wir lieben es, wenn uns die andere Person zum Lachen bringt, wenn wir Nähe verspüren, obgleich man sich noch kaum kennt. Es ist die Magie des Anfangs. Wunderschön, gefühlsintensiv und beglückend.

der Andere ist eben doch ganz anders als man selbst

Nach einiger Zeit entwickeln sich Krisen und sie entstehen, meines Erachtens nach, aus der Ungleichheit zweier Menschen. Wir verstehen das Verhalten des Anderen nicht, wir sind gekränkt über seine Worte, fühlen uns in unseren Bedürfnissen vernachlässigt. Warum? Weil der Andere anders ist, weil er nicht ich ist, weil er nicht fühlen kann, was ich fühle. Das ist normal und dennoch tragen wir diesen Anspruch in uns.


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