Du sagtest, du hättest das im Griff …

Ich ging arbeiten, ansonsten lag ich nur noch da, weinte, konnte die leichtesten Dinge des Alltags nicht mehr bewältigen. Ich wollte nur noch einschlafen und nie mehr aufwachen. Du sagtest mir, ich bräuchte dringend Hilfe. Ich sei verrückt. Ich hätte große Probleme. Du würdest mich unterstützen, mir ginge es so schlecht und du seist für mich da. Ich hatte die Hoffnung, fliehen zu können. Gedanken wurden zu Vorstellungen. Vorstellungen wurden zu Wünschen. Wünsche wurden zu Pläne. Aus Plänen entstand ein Impuls. Danach suchte ich mir Hilfe.

Ich wusste nicht mehr, ob ich meinem Mann die ganzen Jahre vielleicht Unrecht getan hatte. Vielleicht unterstellte ich ihm Dinge und habe alles zerstört. Ich wusste nicht mehr, was ich getan hatte. Ich wusste nicht mehr, wer ich bin. Stellte man mir eine Frage, antwortete ich immer mit: „Ich weiß es nicht.“ Sogar die Frage, was ich am Vortag gegessen hätte, wurde mit einem „Ich weiß es nicht“, beantwortet. Ich wusste nicht mehr, ob meine Wahrnehmung real war, ob meine Erinnerungen Wirklichkeit waren oder ob ich mir Dinge einbildete. Schließlich hast du es mir immer und immer wieder so gesagt. Selbst wenn im Nachhinhein die Umstände und Tatsachen eindeutig waren. Denn ich erwischte dich immer wieder auf frischer Tat.

Ich musste also handeln und suchte mir Hilfe bei einem Psychotherapeuten. Dieser jedoch verwehrte die Behandlung und sagte, dass ich mich aufgrund akuter Suizid-Gefahr einweisen lassen müsse – ansonsten würde er mich noch direkt heute Abend einweisen. Es war 18.00 Uhr und nein … die Klinik wollte ich mir dann doch wenigstens selbst aussuchen und meine Kinder nochmals sehen können. Alles wurde in die Wege geleitet. Wenige Tage später wurde ich als Notfall in eine Klinik eingewiesen.

Der Klinikaufenthalt war hart. Ich kam an meine Grenzen, durchlebte Gefühle, traf Entscheidungen und war trotzdem immer wieder ambivalent in meinem Verhalten. Und du hast nicht aufgehört mich zu treten, während ich schon ganz unten am Boden lag. Mit voller Wucht hast du zugetreten, als ich dalag und meine Kräfte am Ende waren. Du hast meine Familie manipuliert und meine ehemals sehr enge Freundin, hast die Zeit mit ihnen verbrachtet, Partys gefeiert in unserem Haus – mit der Neuen an deiner Seite. Meine Familie war mir immer das Wichtigste und in meinem schlimmsten Moment hast du mir meine Familie genommen, die nicht verstand, was da passierte.


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