In den drei Monaten meines Auslandsaufenthaltes hast du dich immer weniger gemeldet. Du hast deine Freiheit in einer eigenen (meinen) Wohnung ausgekostet und wieder einmal war es dir egal, was ich fühlte, 14.000 km entfernt. Selbst in meinem sich endlich erfüllenden Reisetraum hast du mir Kummer bereitet. Ich wünschte mir einen Brief von dir, denn du weißt, dass ich auf Geschriebenes stehe. Es kam kein Brief, obwohl ich dir doch auch eine Postkarte schickte. „Ich habe keinen Wert auf eine Postkarte von dir gelegt.“ Wow. Hast du nicht gesagt … Doch, hast du. Mal wieder! Nie denkst du nach, bevor du sprichst.
Ich konnte nicht mehr. Ich war so wütend auf dich und warf viele kleine Messer nach dir, Sticheleien, die alles schlimmer machten. Aber ich konnte nicht aus meiner Haut, weil ich so enttäuscht war über deine desinteressierte Art. Mir tun diese Sticheleien unendlich leid und ich grüble, ob ich dich von deinem Handeln hätte abhalten können, hätte ich mich unter Kontrolle gehalten. Ich wollte irgendwie die Trennung, aber irgendwie auch nicht. Einzusehen, dass ich gescheitert bin, fällt mir schwer und ich bin eine Kämpferin. Ich wollte vor allem aber ein persönliches Gespräch. Das wolltest auch du und du hast mir versprochen, dass wir warten, bis ich zurück bin. Doch du dachtest wieder einmal nur an dich. Du musstest Klarschiff machen und daher hast du zwei Tage vor meinem Rückflug per Telefon Schluss gemacht.
„Ich weiß, ich kann es nicht, wenn du direkt vor mir sitzt. Ich möchte es dir leichter machen. Dann bin ich schon weg, wenn du zurück bist.“ Wahnsinn. Wie kann man so egoistisch und rücksichtslos sein? Meine Eltern holten mich vom Flughafen ab und ich wollte sofort wieder umdrehen. Du hast mir meine Rückkehr kaputt gemacht. Meine Familie versteht meinen Kummer nicht, denn ich müsste ja eigentlich vor Freude platzen, nachdem sich mein Traum von Australien endlich erfüllt hatte.
Stattdessen sitze ich hier und fühle mich derart fremd in meiner Heimat und kann nicht glauben, dass du so feige und arschlos bist. Du bist ausgezogen, bevor ich in meine Wohnung zurückkehrte. Blumen hast du an deinem letzten Tag auf meinem Balkon gepflanzt. Blumen, die ich mir immer von dir gewünscht habe. Jetzt brauche ich keine Blumen mehr.
Warum tust du mir immer noch weh? Ich trug dir auf, alles aus der Wohnung zu entfernen, was an uns erinnert, inklusive deines Kuscheltiers, das du mir zum Einjährigen schenktest. Doch es sitzt immer noch in meinem Bett. Warum tust du das? Du wolltest es mir leicht machen?
Ich verstehe dich nicht und das werde ich wohl auch niemals. Alle sagen, dass ich froh sein soll, dich los zu sein, aber irgendwie kann ich nicht froh sein. Vor meiner Haustür steht ein Rad, das deinem ähnelt und immer wieder flammt in mir die Hoffnung auf, dass du es bist. Nach meinen Kursen warte ich darauf, dass sich das Türschloss dreht und du „Schneckie, ich bin wieder da!“, rufst. Doch du wirst nicht auftauchen … Nach allem, was passiert ist, fehlst du mir trotzdem.
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Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann