Der lange Weg zu dir

Meine Beziehung endete nach fast sieben Jahren, ohne dass es zur Hochzeit gekommen war. Ich war wieder frei und wollte mein Leben genießen. In der Zeit der Trennungsphase suchte mein bester Freund wieder vermehrt den Kontakt zu mir. Wir telefonierten regelmäßig und obwohl er mit seiner Freundin zu Besuch bei seinen Eltern war, schlich er sich morgens heimlich davon, um mit mir zu frühstücken.

Ich wusste in all den Jahren, dass ich immer noch seine große Liebe war, auch wenn er es mir nie so direkt gesagt hatte. Ich spürte es einfach. Für mich stand zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht zur Debatte, eine Beziehung mit ihm zu beginnen, da mir unsere Freundschaft unheimlich viel bedeutete und ich sie nicht gefährden wollte.

Meine Einstellung war immer: Liebe vergeht, Freundschaft bleibt für immer. Für eine kurze Liebelei wollte ich diese Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Klar gab es Momente, in denen ich meine freundschaftlichen Gefühle in Frage stellte und darüber nachdachte, ob es nicht doch mehr als nur Freundschaft sei zwischen uns, aber ich schob diese Gedanken schnell beiseite, mitunter auch, weil einer von uns eigentlich immer in einer Beziehung steckte.

Wenn einer von uns mal wieder unter Liebeskummer litt, meinten wir beide, dass wir, sollten wir mit 50 Jahren immer noch unglücklich sein, uns zusammen tun und den Rest des Lebens gemeinsam auf dem Grundstück seiner Eltern auf der Parkbank genießen würden.

Die Jahre zogen ins Land, ich lernte einen neuen Mann kennen und wusste recht früh, dass er der Mann ist, mit dem ich eine Familie gründen wollte. Gleich zu Beginn der Beziehung lernte mein neuer Partner meinen besten Freund kennen und ich erklärte, dass dieser beste Freund ein fester Bestandteil meines Lebens sei, auf den ich auch zukünftig nicht verzichten werde.

Mein neuer Partner konnte damit gut umgehen. Keine zwei Jahre später war ich Mama einer wundervollen Tochter, meine Beziehung lief super, ich hätte nicht glücklicher sein können. Das Verhältnis zu meinem besten Freund war weiterhin gut, auch er war in einer Beziehung, die ernster zu sein schien.

Als ich dann im familiären und auch beruflichen Leben eine schwere Zeit durchmachen musste, stand mein Partner leider nicht wirklich hinter mir, aber auf meinen besten Freund, der noch immer weit weg wohnte, konnte ich zählen. Er versuchte, so gut es ihm möglich war, mich durch diese schwere Zeit zu begleiten.

Als mein Leben wieder aufgeräumter war, beschlossen mein Partner und ich, für uns und unsere Tochter ein Haus zu kaufen. Wieder so ein Schockmoment für meinen besten Freund. Er fand es übereilt, obwohl ich inzwischen seit fünf Jahren eine feste Beziehung mit meinem Partner führte und unsere Tochter bereits vier Jahre alt war.


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