Der Eine – Die Geschichte einer Suche

Den Einen, der diese magische Anziehungskraft auf mich ausübte, bei dem es kribbelte, wenn er mich berührte, mein Herz hüpfte, wenn er lächelte und sich der Magen zusammenzog, wenn er mir lange in die Augen sah. Dass er meine Checkliste mit Bravour meisterte, machte es nicht einfacher: der richtige Sport, der richtige Job, der richtige Ehrgeiz, der richtige familiäre Hintergrund. Der Haken? Er war vergeben.

Der Gedanke, so dicht am Ziel zu sein und doch nicht die letzten Meter gehen zu können, zerriss mich innerlich. Jede seiner Berührungen versuchte ich zu ignorieren, redete mir ein, sie mir einzubilden, zu erträumen, war er doch unerreichbar. Unerreichbar in meinem Ideal, denn er war vergeben und trotz allem haben Treue und Vertrauen, Loyalität und Ehrlichkeit einen unantastbaren Stellenwert für mich.

Ein Abend änderte alles, machte ihn erreichbar, ihn, den vermeintlich Einen. Unverhofft und betrunken landeten wir im Bett. Ich war schockiert, hatten die Einbildungen nun doch ein Ende. Die Fassade der Treue und der Ehrlichkeit begann zu bröckeln, war er eben dieses nicht – weder in der Beziehung zu seiner Freundin, noch zu mir. Wir redeten nicht, zumindest nicht über uns, nicht über ihn, nicht über mich, nur über den ganzen Rest, den Rest, der so gar nichts zu bedeuten hatte, der aber auch nicht das Potenzial barg, weh zu tun, Entscheidungen fällen zu müssen oder das eigene Handeln zu überdenken. So ließ er mich allein, allein mit meinen Gedanken.

An diesem Punkt begann ich mir einzureden, dass der vermeintlich Eine, der so viel vereinte, letztlich doch wiederum nur ein Mann war, zwar nicht nur für einen Aspekt wie seine Vorgänger, sondern für mehrere, aber letztlich nicht alle, vor allem nicht den einen – die Aufrichtigkeit. Dieses als Fortschritt in meinem Prozess, dem Weg zu meinem Glück, zu interpretieren, hat mich viel Zeit gekostet. Zu viel in meinen Augen, mehr als er verdient hätte, mehr Rückschläge, mehr emotionales Festhalten und mehr Erniedrigungen. Jedes Mal, wenn ich versuchte, ein Gespräch zu führen über uns. Vielleicht hätte ich bereits den Einen gefunden, hätte ich ihn nicht gekannt, hätte ich mich bereits eher lösen können und wäre meinem vermeintlichen Ideal, das eigentlich so offensichtlich nicht erfüllt war, wovor ich jedoch die Augen verschloss, nicht so lange nachgehangen.

Trotzdem bin ich dankbar, dankbar für eben diese Erfahrung. Sie ließ mich reifen und weckte einen neuen Argwohn in mir, den ich nun zu verarbeiten versuche. Aber ich halte weiterhin fest, an meiner Illusion der Kindheit, und bin auf der Suche. Manche Träume sind es wert, weiter geträumt zu werden und ich gebe nicht auf. Danke, Mama.

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