Dann warst du verschwunden …

Den ersten „Aussetzer“ hattest du drei Monate nach Beginn unserer Beziehung. Plötzlich hattest du Sorge, ich könne dir ein Kind unterjubeln. Du wolltest deswegen sofort nach Hause und nicht mit zu mir. Ich schaffte es, dich einzufangen, dich zu beruhigen. Ich vergaß den Vorfall fast, bis sich zehn Wochen später der nächste ereignete: Du machtest mit mir Schluss, nur aus Sorge, ich könnte sonst mit dir Schluss machen. Ich schob es auf den alkohollastigen Abend und wir führten unsere Beziehung weiter.

Kurz darauf sagtest du, du würdest dich „einliefern lassen“, du könntest das alles nicht mehr. Es war nicht so, dass ich dich nicht ernst nahm, doch ich schenkte dieser Aussage nicht die Bedeutung, die sie verdient hätte. Und so hangelten wir uns durch das neue Jahr. Es gab viele gute, ein paar sehr gute und ebenso viele schlechte Tage. Doch wann immer du wieder einen Aussetzer hattest, konnte ich dich beruhigen, und du ließt dies zu. Aber die Abstände wurden kürzer und du fingst an, mich zu beleidigen, und projiziertest deine ganzen schlechten Erfahrungen auf mich.

Das Monster hat Macht über dich

In solchen Momenten mutierst du zum Monster. Ich weiß, dass du nicht das Monster bist, aber es hat Macht über dich ergriffen. Bisher schaffte ich es immer, es zu verjagen. Dann schämst du dich anschließend zutiefst für dein Verhalten. Ich mache kein großes Aufheben drum. Denn ich liebe dich ja.

Nach einem heftigen Aussetzer kontaktierte ich meine frühere Kollegin, die sich mit Diagnosen ganz gut auskennt. Sie gab mir den Tipp, einmal zur „emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung“ zu recherchieren. Auch bekannt als: Borderline. Jedes Wort, was ich las, war aus meinem Leben mit dir gegriffen. Diese Abwertungen mir gegenüber auf der einen Seite und die tiefe Verbundenheit, die Idealisierung und das mich Anschwärmen andererseits. Intuitiv hatte ich in diesen Monstermomenten richtig reagiert.


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