Bei dir konnte ich mich nicht richtig entspannen

Aber jedes Kartenhaus wird irgendwann in sich zusammenfallen, habe ich mal gehört. Auch unseres. Unsere inzwischen kleine und sehr enge Liebeswelt, die sich am Anfang so unglaublich gut angefühlt hatte, auch die würde es bald nicht mehr geben, wenn es mit uns so weiterging.

Ich bekam Ängste, Panikattacken. Mein Magen spielte verrückt, war häufig steinhart. Ich kam praktisch nicht mehr runter, stand unter Daueranspannung. Mein Puls war oft viel zu hoch, obwohl ich abends einfach nur neben dir lag und wir einen Film schauten. Ich konnte nicht mehr richtig entspannen, nicht tagsüber, nicht in der Nacht. Ich hätte diese Entspannung gebraucht, um meine Energiereserven wieder aufzufüllen, aber es ging einfach nicht. Ich wurde blind – im Herzen. Ich sah nicht mehr richtig, was da mit uns passierte, dass unsere Wolke kurz davor war, zu landen. Aufzuprallen.

Eine Freundin, die mir noch geblieben war, bewegte mich dazu, mir Hilfe zu suchen. So begann ich heimlich eine Therapie. Doch es war bereits zu spät, um uns ein würdevolles Ende zu schenken. Ich war bereits weit entfernt von dir und gleichzeitig hing ich an dir. Ich fraß alles in mich rein und hasste dich gleichzeitig für deine Manipulationen. Es zerriss mich innerlich, ich konnte nicht mehr, ich wollte nur noch weg, fliehen, meine Ängste beenden. So kam es zum Betrug. Zu einem Betrug, der eine vierjährige Vorgeschichte hatte, ein Betrug, den ich mir niemals verzeihen werde und der falsch war, der für mich inzwischen aber auch sehr verständlich ist. Es ging mir nicht darum, warm zu fallen, es ging mir nicht um den Sex. Es ging mir um Flucht. Es ging darum, dass dieser Betrug leichter war als die bessere Lösung: mich einfach von dir zu trennen, statt mich durch meine Tat in die halbwegs bequeme Lage zu katapultieren, dich dazu zu zwingen, mich zu verlassen.


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