Und was opferst du für deine Beziehung?

Es heißt „eine Beziehung ist harte Arbeit“. „Du musst etwas in deine Beziehung investieren, damit sie lange hält und bereit sein, Opfer zu erbringen“. Beziehungen sind immer „ein Geben und Nehmen“. Das klingt alles andere als erquicklich und kaum romantisch. Ob es wirklich gut ist, „Opfer“ für unsere Liebsten zu erbringen, das hat jetzt eine Studie herausgefunden.

Andererseits kann es allein schon ein gutes Gefühl sein, wenn der Partner seine Bereitschaft erklärt, ein Opfer für dich erbringen zu wollen. Letztlich sagt er dir damit, dass deine Wünsche und Bedürfnisse für diesen Moment wichtiger sind als seine eigenen. Dies stärkt wiederum dein Vertrauen in deinen Partner und eure Beziehung. Gleichzeitig wird es dich bei einer ähnlichen Gelegenheit eher dazu motivieren, ihm die gleiche Bereitschaft entgegenzubringen. Kurz gesagt: Worte allein können manchmal eben doch (kleine) Wunder vollbringen und der Beziehung gut tun.  

Wenn auf Worte Taten folgen

Noch besser funktioniert es auf lange Sicht, wenn neben diesen Worten dann auch kleinere Taten hinzukommen. Also z.B. für eine Weile die lästigen Hausarbeiten zu übernehmen, wenn der Partner gerade viel Stress hat. Zumal dir diese Extra-Arbeit vielleicht gar nicht so viel ausmacht. Die Rechnung wird vielleicht schon anders aufgehen, wenn man die Steuererklärung für die ganze Familie allein machen oder auf einen gemeinsamen Urlaub verzichten soll, weil der Partner oder die Partnerin arbeiten muss. 

Und sie kippt möglicherweise gänzlich auf die Kostenseite, wenn man für den anderen den eigenen Job aufgeben soll, um mit ihm ins Ausland zu ziehen. Oder grundsätzlich auf Kinder verzichten soll, weil der oder die Liebste keine Kinder möchte oder bekommen kann. 

Letztlich muss jeder für sich entscheiden, zu welchen Investitionen er sich in der Lage sieht, ohne dabei auf der Strecke zu bleiben. Ein Balanceakt, der sich nicht pauschal für jeden einzelnen oder jede Beziehung beantworten lässt. Voraussetzung ist aber immer, von den eigenen Bedürfnissen und Wünschen Kenntnis zu haben und dazu zu stehen. Allein das ist nicht trivial, zumal man gerade in längeren Beziehungen dazu neigt, vieles aus Gewohnheit zu tun. Oder auch in der Annahme, beide würden das so wollen, ohne dass eine Reflexion der beiderseitigen Wünsche erfolgt. Das gilt es ab und an zu überprüfen, zu hinterfragen und vor allem zu besprechen. Unkommuniziertes neigt zum Scheitern.  

Über die Bezeichnung lässt sich streiten 

Über eine Sache lässt sich allerdings noch nachdenken. Gerade weil wir die Begriffe nicht nur aus Ratgebern kennen, sondern uns auch in der Alltagssprache miteinander in diesem Vokabular unterhalten. 

Die Frage ist, ob es so gut ist, es Opfer zu nennen, wenn man bereit ist, für den Partner von seinen eigenen Interessen abzulassen.

Besser wäre es vielleicht, ein weniger negativ besetzten Begriff für derartiges Einbringen in die Beziehung zu verwenden. Man kann es als Investition in die Beziehung bezeichnen, diese hat immerhin schon das große (gute) Ziel im Blick, aber auch den Beigeschmack der Cent genauen Aufrechnung.  Vielleicht ändert es inhaltlich oder im Ergebnis gar nichts Großes, aber Sprache schafft Bewusstsein und eben Wirklichkeit. 

Wie wäre es also, wenn wir statt Opfer von Geschenk sprechen? Ein Geschenk ist etwas grundsätzlich Tolles, etwas, was wir (wenn es ein gutes ist) von Herzen gerne machen und etwas, was zur reinen Freude, Belustigung oder als Hilfe für den anderen gedacht ist. So ließe sich die Motivation, die hinter dieser „Leistung“ für die Partnerschaft steckt, etwas besser oder einfach freundlicher erfassen. Denn, während ein Opfer per Definition immer einen schmerzlichen Verzicht oder ein schlimmes Erdulden mit sich bringt, könnte ein Geschenk für die Beziehung die andere Seite der Medaille in den Fokus rücken. Nämlich die darin enthaltene Freude. Und diese Freude wäre ohnehin wichtig, damit die Gesamtrechnung überhaupt und ganz grundsätzlich aufgeht, wie auch immer, wir es nennen.  

Quelle: Righetti, F., Sakaluk, J. K., Faure, R., & Impett, E. A. (2020). The link between sacrifice and relational and personal well-being: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 146(10), S. 900–921.  


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