Mütter – ein Hoch auf die erfolgreichen Kämpferinnen des Alltags

Mütter machen sich Sorgen. Mütter kümmern sich um alles. Und was ist mit den Vätern? Die bleiben locker. Oder ist alles gar nicht mehr so ungleich verteilt?

Vor etwas längerer Zeit las ich einen Artikel in einer Zeitung. Es war die New York Times, was aber für die Sache völlig unerheblich ist, denn wieder einmal musste ich feststellen: Es ist doch überall das Gleiche. Überall auf der Welt sind Mütter die größeren Sorgenträger, wenn es um Familie und Kinder geht. Und das trotz aller Veränderungen und Verbesserungen hinsichtlich der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann.

Mütter sind sozusagen die Sorgenmacher vom Dienst. Und alle Welt sagt: Klar, das liegt an den Genen. Das so genannte Kümmer-Gen ist Schuld, das es ist wie es ist.

Mag sein, aber das ist doch total unfair. Ich mag mir nicht immer Sorgen um alles und jeden machen. Es ist so furchtbar anstrengend! Kann man das abstellen?

Der Tag beginnt mit größtem Stress

Befragt man Mütter, dann herrscht die einhellige Meinung, dass der Morgen die stressigste Phase am Tag ist. Das liegt zum großen Teil am Zeitdruck, kombiniert mit all den Dingen, um die es sich zu kümmern und an die es zu denken gilt.

Auch ich erreiche den absoluten Stresslevel-Höhepunkt, wenn ich versuche, uns alle zur Abfahrt in den Kindergarten ins Auto zu verfrachten. Mit „uns alle” meine ich nicht nur uns drei, sondern noch gefühlte 375 weitere Utensilien, die unbedingt mit müssen. Kinderrucksäcke, Brotdosen, die natürlich vor der Haustür erst einmal ausgepackt und benörgelt werden müssen („Aber ich mag doch keine Birne, warum habe ich heute keine Salami auf dem Brot?“) sowie die Lieblingsspielzeuge (und ich kann froh sein, wenn es nicht der mannshohe Kuschelpinguin ist). Dann natürlich Wechselklamotten, Regenjacken, Mützen und das Geld für den Ausflug. Für mein eigenes Zeug habe ich dann garantiert keinen Arm mehr frei. Also renne ich zwei oder dreimal hin und her, dabei die Kinder antreibend, sie mögen doch endlich ins Auto einsteigen und sich bitte nicht auch noch auf das vom Vortag kreidebemalte Pflaster setzen.

Man ist schon fix und fertig, wenn man endlich auf der Arbeit angekommen ist. Zum Glück beginnt hier der erholsamere Teil des Tages.

Worry work

Es sind jedoch nicht nur die tatsächlichen Aufgaben, die zu erledigen sind, sondern vielmehr die emotionalen und kognitiven Energien, die Mütter benötigen, um alles unter Kontrolle zu behalten und die diese Familienarbeit so wahnsinnig anstrengend machen. Das fängt mit der Hoffnung an, die Kinder mögen bitte, bitte keine schlechte Laune haben, wenn man sie weckt, die jeden Morgen neuerliche Enttäuschung darüber, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllt, die Bemühungen, die Kinder dennoch aufzumuntern und dazu zu bringen in die Kleider zu steigen, die sie am Vorabend noch anziehen wollten, nun aber doch nicht mehr für tragbar halten. Dann die Überlegungen, was ist, wenn das Wetter plötzlich umschlägt, sie werden frieren, also muss unbedingt noch eine warme Jacke mit. Ach und es ist heute Nachmittag ja Turnen, sollten sie nicht doch besser gleich die bequemere Hose anziehen?

All diese Kleinigkeiten brauchen ein Denken, das jede Eventualität berücksichtigt. Und es sind die Mütter, die sich diesen Multitasking-Anforderungen der Kinderaufzucht stellen. Soziologen nennen das Management dieser familiären Angelegenheiten „worry work“. Und genau diese Art von Arbeit und Verantwortung ist eben nicht gleich verteilt zwischen Mann und Frau.


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