Wohin mit den Erinnerungen an die Liebe?

Was nach dem Ende einer Beziehung bleibt: Für jeden Partner eine Kiste – was tun mit all den Andenken und Erinnerungen?

Manchmal müssen wir gewollt oder ungewollt Abschied von geliebten Menschen nehmen. Jede Trennung hinterlässt Spuren: Neben unzähligen Erinnerungen an den Ex-Partner und das gemeinsame Leben sind wir umgeben von zahlreichen Gegenständen: seine Zahnbürste, ihr Schlaf-T-Shirt, die Eintrittskartensammlung von Kino und Konzerten, die zusammen besucht wurden, die Muscheln aus glücklich verlebten Urlauben, Liebeserklärungen auf zahllosen Zetteln, die CD mit den Lieblingsliedern, alle Geschenke der letzten Jahre, die gemeinsam gekauften Frühstückstassen und so vieles mehr.

Alles wegschmeißen? – Es haftete einst so viel Liebe daran

Haben Sie schon einmal alles Ihrem Ex-Partner, Ihrer Ex-Partnerin zurückgegeben, inklusive Geschenke? Oder sind Sie eher der Typ, der die verbliebenen Erinnerungsstücke in den Müll wirft oder aus Enttäuschung und Wut alle Briefe verbrennt?

Es fühlt sich manchmal kurzzeitig befreiend an, alles zu entsorgen, doch Gefühle und Erinnerungen lassen sich nicht mit einem einmaligen Gang zum Abfallbehälter oder mit dem Zurückschicken beseitigen und oft folgt die Reue: die schönen Liebesbriefe! Das Lieblingskleid, das auch ihm so gut gefallen hatte: der Altkleidersammlung übergeben und nie wieder ein vergleichbares gefunden.

Vielleicht gehören Sie aber auch (wie ich) zu den Menschen, die alles aufheben? Nach jeder verflossenen Liebe packte ich die Überbleibsel in eine Schachtel, klebte sie zu und vergrub sie Jahre unbesehen im Keller. Für jeden Partner eine Kiste, je nach Intensität und Länge unterschiedlich groß. Im Laufe der Jahre sind da so einige zusammengekommen. Vor jedem Umzug stellte sich mir erneut die Frage: „Muss das wirklich wieder mit?“ Es musste.

Trennung ist ein langer und emotionaler Prozess des Loslassens

Der Partner der Künstlerin Sophie Calle beendete einst die Beziehung zu ihr per E-Mail. Fassungslos leitete sie das Schreiben an 102 Frauen weiter und bat sie, ihr die E-Mail zu erklären. Der Text wurde von der Anwältin bis zur Opernsängerin (die den Text tatsächlich sang) analysiert. Sophie Calle sagte, dass sie die Monate der Beschäftigung mit der Abschieds-E-Mail benötigte, um selbst loslassen zu können. Sie setzte sich in einem langen Prozess immer und immer wieder und in vielen verschiedenen Facetten mit der Beziehung und mit deren Ende auseinander und hatte gleichzeitig Unterstützung und Austausch mit vielen Mitfühlenden. 


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