Wie Sie die erste Beziehungskrise (und alle danach) meistern

Bei allen Paaren kracht es nach sechs Monaten. Das gehört dazu. Kein Grund, aufzugeben. Da kommen Sie durch

Viele Paare erinnern sich auch nach vielen Jahren des Zusammenseins noch an ihren ersten großen Krach. Als die Fetzen richtig flogen und als der Sturm verklungen war, dieses ohnmächtige Gefühl dominierte: „Das war es jetzt!“ Vielleicht wurde der Satz sogar ausgesprochen. Oder gebrüllt. Die Frage stand im Raum: „Ist es ein Fehler, in diese Beziehung zu investieren?“

Weshalb Paare sich streiten, ist gut erforscht. Es gibt vor allem fünf Themen, die für Zündstoff sorgen.

  • Zunächst die sogenannten „Macken“ des Partners. Kleine Angewohnheiten, in den eigenen Augen vor allem schlechte Angewohnheiten.
  • Daneben unterschiedliche Auffassung über Ordnung und Sauberkeit: die Schuhe im Badezimmer oder die Taschentücher im Trockner.
  • Natürlich birgt deren Beseitigung ebenfalls Potential für Auseinandersetzungen: also die Aufgabenteilung im Haushalt.
  • Jedes Paar streitet sich außerdem übers Geld, denn keine zwei Menschen sind sich restlos einig, was die Erfüllung von Wünschen wert ist.
  • Und schließlich die Eltern oder Schwiegereltern, die mit ihrer misslungen Erziehung eigentlich an jedem Streit überhaupt die Schuld tragen.

Das Interessante: wenn auch die Anlässe unterschiedlich waren, der Zeitpunkt der ersten Beziehungskrise liegt bei den meisten Paare ungefähr sechs Monate nach Beginn der Partnerschaft. Die Schuhe im Badezimmer. Das wöchentliche Telefonat mit der Mutter während des „Tatort“. Die Müslischale in der Spüle. Die Taschentücher im Trockner. Kann es sein, dass uns all diese Dinge erst nach sechs Monaten auffallen? Oder gehen sie uns erst nach sechs Monaten auf die Nerven?

Oder lassen wir uns nach sechs Monaten gehen, weil wir denken, die Werbephase sei vorbei und nun könnten wir endlich so sein wie wir nun eben sind?

Ja. Und nein. Der Hauptgrund ist unsere Biochemie. Blenden Sie einmal kurz bitte die Romantik aus uns lassen Sie uns auf die chemischen Vorgänge achten, wenn wir uns verlieben. Da mixt uns unserer Körper nämlich einen Cocktail aus Botenstoffen, die unser Belohnungszentrum befeuern, so dass wir bereit sind, für den Partner alles zu tun. Wir lassen die Arbeit liegen, um uns zu sehen, sind hilfsbereit, wollen den Partner glücklich machen mit Aufmerksamkeit und Geschenken, Anerkennung und Lob, geniessen Sex und Zärtlichkeit – das alles zahlt auf das Gefühl ein, den passenden Partner gefunden zu haben. Die Energie hierfür ziehen wir aus der Freude, die uns das bereitet. Und dem Sex, mit dem wir belohnt werden.

Auf körperlicher Ebene kommt es nach etwa sechs Monaten zu einem Abschwächen der Hormonproduktion, die für die Euphorie des Verliebtseins sorgt. Das ist gut so, denn derart viel Engagement auf allen Ebenen können wir auf Dauer nicht durchhalten, wenn der Alltag uns wieder fordert. Plötzlich wirkt der Partner also weniger involviert und je nachdem, welche Liebesbeweise uns besonders wichtig sind, verlieren wir durch das nachlassende Investment das Vertrauen, dass der Partner es ernst meint. Schon beginnen wir, diese Liebesbeweise wieder einzufordern und werden überkritisch, wenn wir sie nicht erhalten.

Umgekehrt zeigt sich das gleiche Bild. Der Partner bemerkt, dass wir ihn nicht mehr durch die rosarote Brille sehen. Er wird jetzt häufiger kritisiert und muss sich rechtfertigen. Das mag er nicht und antwortet mit Flucht oder Gegenangriff. Schließlich bietet jeder Angriffsflächen, wenn man denn welche finden möchte.

Hinzu kommt, dass vor unserem ersten Krach unsere Streitkultur eher Konfliktvermeidung als Konfliktlösung glich. Wir wollten kuscheln, nicht streiten. Vielleicht erledigt sich das Problem ja auch von selbst und lässt sich aussitzen, hoffen wir. Dabei wissen wir: das wird es nicht. Also sprechen wir es an – und der Krach ist da.


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