Benching – Ein neues, schmerzhaftes Phänomen des modernen Datings

Als wäre Ghosting nicht schmerzhaft genug, kommt jetzt Benching. Benching ist die Botschaft: Du bist keine Priorität, du bist eine Option. Vielleicht

Eigentlich sollte Partnersuche Spaß bereiten. Wirklich. Menschen lernen sich kennen, sie lachen miteinander, stellen fest, dass sie auf einer Wellenlänge liegen, sind sich sympathisch, finden sich sexy und irgendwann entscheiden sie sich für eine gemeinsame Zukunft als Paar. Das scheint aber nicht mehr gültig zu sein. Für viele Singles ist Partnersuche zu einer Qual geworden. Und das hat mit unseren (gefühlt immer mieser werdenden) Umgangsformen zu tun.

Es gibt Phasen des Kennenlernens, die sich bei den allermeisten Paaren zeigen: die Wahl, die Verführung, die Verhandlung und die Entscheidung. Während Ghosting, das kommentarlose Verschwinden wie ein Geist, das Ende kennzeichnet, kommt es beim Benching meist erst gar nicht über die Wahl hinaus. Im New York Mag hat Jason Chen den neuen Schrecken des modernen Dating von zwei Seiten betrachtet: einmal als Opfer, einmal als Täter. Freude hatte er an keiner dieser Rollen.

Wer ge”bencht” wird, sitzt nur noch auf der Ersatzbank

Wer aktiv ‘bencht“, der lässt die neue Bekanntschaft – bildlich gesprochen – auf der langen Bank alleine sitzen. Aber, damit die nicht irgendwann das Interesse verliert und aufsteht, schickt man ihr ab und an einen Kaffee vorbei, sendet eine Textnachricht oder ein Lebenszeichen in der Timeline, charmant und liebenswert – aber nicht verbindlich. Gut möglich, dass sich die Zwei noch nie getroffen haben. Vielleicht kennen sie sich über Freunde von Freunden oder, sehr wahrscheinlich, über eine Dating-App. Sie finden sich sympathisch genug, um in Kontakt zu bleiben, aber nicht aufregend genug, den nächsten Schritt anzugehen. Immer wieder verabredet man sich, immer wieder kommt etwas dazwischen. Kurz: Benching bezeichnet einen Mangel an Verbindlichkeit auf der einen und zu wenig Gewissheit auf der anderen Seite.

Wer nämlich Opfer von Benching wird, hängt permanent in der Dating-Warteschleife. Statt mit Fahrstuhl-Musik wird man mit sporadischen, aber durchaus erfreulichen Methoden, sich in Erinnerung zu bringen, bei Laune gehalten. Nach einer Weile fühlt sich das jedoch an wie auf kleiner Flamme gekocht. Nicht zu wissen, woran man ist, hinterlässt ein sehr unschönes Gefühl. Aufbau von Selbstbewusstsein geht anders. Wertschätzung sowieso.


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